Brother

15.02.2001:
man kann nicht sagen, ob einem “brother”, der letzte film von takeshi kitano, gefallen soll. natuerlich spielt es eigentlich keine rolle, ob man in der nato sitzt oder wie jetzt, in der passage. aber es waren mehr zuschauer als bei den anderen kitano-filmen zugegen, es kostete nicht nur 7 dm und eigentlich liefen doch alle kitano-filme in der nato. davon mal abgesehen. die handlung ist einfach: der boss einer japanischen mafiafamilie (deren mitglieder die “yakuza” sind) wird von den schergen eines konkurrenzunternehmens erschossen. die untergebenen haben nicht aufgepasst. sie sind schuld und koennten sich gleich den kleinen finger abschneiden oder den bauch zur einsichtnahme in das gedaerm aufschneiden. dass kommt aber spaeter. die reste der familie schliessen sich der konkurrenz an oder wissen nicht, was sie machen sollen. einer (der yakuza yamamoton, gespielt von kitano selbst) der nicht auf seinen boss aufgepasst hat, fluechtet nach los angeles, weil er nicht in die neue familie passt oder passen will. er besucht seinen bruder ken (claude maki, wer auch immer das ist), drueckt auf dem weg dahin einem schwarzen mitbuerger (fuer die interessierten: omar epps) eine weinflasche auf das auge, stellt fest, dass sein bruder zusammen mit dem schwarzen (jetzt mit kaputtem gesicht) und ein weiterer kollege drogen verkaufen, stellt sich an die spitze der bande, legt sich erst mit den mexikanern (“die mexen”) und dann mit den italienern an. er baut seine eigenen familie auf. es wird der kampf der japanischen yakuza-moral und der amerikanischen drogendealer in form von latinos und ialienern gezeigt. an den italienern wird er scheitern. im vergleich zu “violent cop” und “hana bi” (“sonatine”, “boiling point” etc. hat der autor nicht gesehen) ist “brother” viel brutaler. er waere wahrscheinlich noch brutaler, wenn wir alles sehen koennten, was kitano (ach so, er war auch regisseur und drehbuch-schreiber) in seiner 3-stunden-schnitt-fassung uns zeigen wollte. 2 stunden hat der produzent draus machen lassen (sonst schaut es sich in amerika wohl niemand an). es wird nicht nur klassisch erschossen. gesicher zerfallen an der wand, wirklich viele kleine werden finger abgesaebelt und essstaebchen (schon beliebt aus “hana bi” im auge des gegners) durch die nase gestossen. geschwiegen wird aber immer noch viel. kitano bzw. yamamoton sagt nicht viel. besonders eindruecklich gemacht ist dies am anfang: er steht fast 2 minuten vor dem flughafen von los angeles, wartet und wird mit wandernder kamera und zuckendem gesicht gezeigt (das zucken kommt von einem verkehrsunfall, den kitano wirklich mal hatte und ist seinem schauspielerischen gesamteindruck sicherlich nicht abtraeglich). er sagt auch nichts als in der taxifahrer beleidigt oder als er dem schwarzen die flasche verpasst. den laengsten zusammenhaengenden satz hoert man an ende: er lacht sein “hi-hi-hi”-lachen und sagt “it’s over, we all die.”. nicht nur viel schweigen sondern auch viel nicht-zuhoeren und viel nicht-verstehen. um das zu verdeutlichen, sieht man manchmal leute sprechen, aber man hoert keinen ton. lustige idee. wie immer ist auch das auftreten von kitano. er hat badeschlappen und einen schoenen anzug an und watschelt (anders kann man seinen gang nicht beschreiben) die strasse hinunter. ebenfalls gleich ist, das der hauptheld den abspann des films nicht erleben darf. in diesem fall ist es die mafia, die ihn mit 12 maschinenpistolen vor einem motel (oder so was aehnliches, das ist wirklich nicht wichtig) niederstreckt. genauso beschaeftigt sich kitano wieder mit den yakuzas. das scheint ihm am herzen zu liegen. er zeigt, wie das ruecksichtslose vorgehen und die bedingungslose ergebenheit zum boss der familie eine zeitlang recht erfolgreich sein koennen. so erschiesst sich der beste freund vor den augen eines gegners und ueberzeugt ihn zur zusammenarbeit. der yakuza scheint am ende auch froh, dass es vorbei ist. neu ist der schauplatz. erstmalig spielt ein film nicht in japan. kitano vergleicht (taz, 04.09.2000) den film mit dem angriff der japaner auf pearl harbour. er will es den amerikanern beweisen und scheitert am ende an ihnen (auch wenn es die italienische mafia ist). so tragen alle japanischen darsteller angeblich namen von weltkriegsgeneraelen, was wohl nicht mal die japaner selbst bemerkt haben werden (ich habe es auch nur gelesen). ebenfalls ist neu, dass einer ueberlebt. der freund mit der flasche im gesicht darf am ende mit dem ganzen geld fluechten und in einer wirklich kitschigen szene mit traenen in den augen immer “fuck” sagen. vielleicht hat das dem film schlecht getan.
u.s.t.